Die Entstehung der Initiative
Als im Januar 2014 der Senat seinen Beschluss zur Aufgabe des Unibades (auch als Sportbad Uni bezeichnet) bekanntgab, formierte sich unter dem Vorsitz von Norbert Dittel umgehend der „Förderverein zum Erhalt des Bremer Sportbades Uni e.V.“, dem sich zahlreiche Schwimm- und Wassersportvereine sowie Einzelpersonen anschlossen. Dieser Verein trat, obwohl sich Arbeitsgruppen gebildet hatten und Ideen für Aktionen vorgebracht wurden, nie an die Öffentlichkeit, sondern schwenkte wenige Wochen später auf die Linie des Senats ein. Der hatte das Angebot gemacht, als Ersatz für das Unibad auf dem Gelände des Horner Freibades eine Halle des Typs „Simply swimming„ zu errichten.
Die faktische Abkehr vom Vereinsziel führte allerdings nicht zur Auflösung des Fördervereins: Er existiert formal bis heute, unsichtbar für die Öffentlichkeit, und ist Gesprächspartner bei der Planung der neuen Schwimmhalle. Einige Mitglieder des Fördervereins mochten dem nicht folgen. Sie sahen die Schwachstellen des nur auf den ersten Blick überzeugenden Plans und schlossen sich im Sommer 2014 zur Bürgerinitiative „Pro Unibad“ zusammen.
Unser Youtube-Clip: Rettet das Unibad
Unser Protestlied: Eine Moritat auf’s Unibad
Melodie: traditionell, Text: Bernhard Nuß, Vortrag: Anja Sagehorn und Günter Höke
Chronologie bis 2018
Antwort des Landesrechnungshofs und Unterstützertreffen
Auf unsere Eingabe vom November 2017 erhielten wir eine Antwort des Landesrechnungshofes, datiert vom 12. Januar 2018. Darin wird uns mitgeteilt, dass der LRH unsere Eingabe „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht prüfen wird. Eine Begründung fehlt. Es wird verwiesen auf die Gründe, die bereits auf unsere erste Eingabe 2015 zu einer abschlägigen Antwort geführt hatten. Die inzwischen aufgelaufene Kostensteigerung von rd. 10 Mio. € für den Neubau veranlasst den LRH nicht dazu, der Regierung zumindest einen Kostenvergleich nahezulegen.
Wir luden alle unsere Unterstützer, die im Laufe der Zeit ihre Sympathie mit unserer Arbeit und unseren Zielen bekundet hatten, am 16. Januar 2018 zu einem Treffen ins Lokal Goedeken ein. Der Zweck war ein Ideen- und Gedankenaustausch, der von etwa 25 Bürgern wahrgenommen wurde.
20.11.2017
EIN FALL FÜR DEN RECHNUNGSHOF ?
JA! Die Prounibadinitiative hat mit Datum 15.11.2017 eine Eingabe beim Bremer Landesrechnungshof eingereicht. Die Eingabe besteht aus einem „Gegengutachten“, das nachweist, dass das Uni-Sportbad auch für ca. 10,- Mio € sanierbar ist!
Klick | hier geht’s zum Gegengutachten
Klick | hier der Brief an den Landesrechnungshof
Klick | hier die Kostenentwicklungsgrafik, Stellungnahme der Architektenkammer, Stellungnahme Bund der Architeken, Stellungnahme bremer zentrum für baukultur.
Beiratssitzung Horn
Am Donnerstag, 16. November, fand im Gemeindehaus der Horner Kirche eine Beiratssitzung zum Schwimmhallenneubau und Umbau des Horner Freibades statt. Wir vertraten dort unseren Standpunkt, dass die Sanierung von Unibad und Horner Bad möglich und kostengünstiger ist als das, was der Senat plant. Wie üblich wurde diese Alternative keiner Erörterung oder Erwiderung gewürdigt. Die Abstimmung ergab ein Patt: ja 7 Stimmen für und gegen das Senatskonzept. Leider kam keine Gegenvotum zustande, weil Herr Steglich von der Linken sich der Stimme enthielt.
Der Haushalts- und Finanzausschuss gibt dem Senat am 3. November 2017 für die Umbaupläne gegen die Stimmen der Opposition grünes Licht.
Unsere Erwiderung auf Frau Stahmanns Brief an an alle Unterzeichner unserer Protestnote:
Bremen, 6. November 2017
Sehr geehrte Frau Senatorin, sehr geehrter Herr Klass,
in Ihrem Schreiben vom 2. November rollen Sie die Geschichte des Bremischen Bäderkonzepts aus. Vielen Dank für Ihre Sicht der Dinge, die uns allerdings bekannt ist. Lieber wäre es uns deshalb gewesen, wenn Sie uns auf unsere Fragen und Beanstandungen plausible Antworten gegeben hätten. Aber das lässt sich ja nachholen.
Wie Sie wissen, haben wir im Einzelnen dargelegt, dass eine Sanierung des Unibades für ca. 10 Mio. € möglich und damit deutlich kostengünstiger als der geplante Neubau ist. Es sprechen auch baukulturelle und Gesichtspunkte der Stadtentwicklung für die Erhaltungssanierung von Sportbad und Familienfreibad. Unsere Argumente konnten von der Regierungskoalition nicht entkräftet oder gar widerlegt werden. Der einzige für das Bäderkonzept 2014 ins Feld geführte Grund, die geringeren Kosten eines Neubaus, ist längst hinfällig. Das inzwischen fortgeschriebene Bäderkonzept mit seinen Kostensteigerungen für den Neubau spricht sogar noch eindeutiger für eine Revision der damaligen, auf falschen Grundlagen beruhenden Entscheidung.
Dem 25,3 Mio. € teuren Neubauvorhaben steht eine mögliche Sanierung des Unibades für 10 bis 11 Mio. € und eine Sanierung des Horner Bades für 3 Mio. € gegenüber. Sogar die im PBR-Gutachten genannte maximale Sanierungssumme von 17,5 Mio € liegt immer noch deutlich unter den Kosten eines Neubaus.
Staatsrat Fries begründet die Aufrechterhaltung des Bäderkonzeptes mit den zu hohen Betriebskosten des Unibades, kann diese Betriebskosten allerdings gar nicht vorweisen. Es ist sogar zu erwarten, dass die zur Zeit sehr günstigen Tarife für die Energieversorgung, die auf einer Sondervereinbarung des Energieanbieters mit der Universität beruhen, für den Neubau nicht mehr zu bekommen sind.
Darüberhinaus hat die baufachliche Zuwendungsprüfung des Finanzressorts ergeben, dass die zur Zeit veranschlagten 40 Mio. € für das gesamte Bäderkonzept wahrscheinlich um mehrere Millionen überschritten werden. Es fordert deshalb eine vergleichende Wirtschaftlichkeitsprüfung von Neubauvorhaben und Sanierung des Horner und Unibades.
Unbestreitbar ist überdies, dass die neue Schwimmhalle in ihren Nutzungsmöglichkeiten nicht annähernd an das heranreicht, was das Unibad bietet. Fehlen werden ein extra Nichtschwimmerbecken, Sprungturm und Tauchanlagen, ersteres ist auch für den Freibadteil nicht vorgesehen. Die großzügige Besuchertribüne wird nur notdürftig durch Stuhlreihen am Beckenrand ersetzt, Einnahmen durch das Austragen überregionaler Wettkämpfe gehen verloren.
Es müsste Ihnen doch eigentlich entgegenkommen, dass sich durch den Verzicht auf den Neubau mehr als 10 Mio. € einsparen ließen, Mittel, die Sie für das Westbad und die Sanierung weiterer maroder Bremer Bäder verwenden könnten. Stattdessen bevorzugen Sie die vernunftwidrige, unnötige Verschwendung von Steuergeldern! Wie sollen wir Bürger und Steuerzahler das nachvollziehen? Eine plausible Antwort auf diese Frage wäre uns willkommen.
Eine weitere Frage, auf die wir in den letzten drei Jahren keine stichhaltige Antwort bekamen, will ich Ihnen stellen: Das Unibad ‚gehört‘ nicht der Universität, wie Herr Öztürk in der Bürgerschaftsdebatte am 19. September behauptete. Es gehört einzig und allein den Bürgern. Warum ist das Bad nicht längst, spätestens aber nach dem Beschluss zur Aufgabe des Sportstudienganges 2009, in die Verantwortung der Bremer Bädergesellschaft überführt worden? Haben Sie ernsthaft daran geglaubt, dass die Universität, die andere Aufgaben hat, als ein Schwimmbad für die Allgemeinheit zu verwalten, dessen Sanierung besorgen würde? Hat die doppelte und damit unklare Zuständigkeit für das Bad nicht einen bequemen Grund für seine Vernachlässigung geliefert?
Dies sind zwei Fragen von vielen, die wir und die schwimminteressierten Bürger Ihnen stellen und die Sie in Ihrem Schreiben nicht berühren.
Abschließend noch ein Wort zu der von Ihnen erwähnten ‚breiten Bürgerbeteiligung‘ zur Umgestaltung des Horner Bades: Sie war eine Pseudoveranstaltung, teuer und überflüssig, denn die neue Schwimmhalle, die zusammen mit dem Freibadteil das ‚Kombibad‘ bilden soll, wurde von vornherein aus der Betrachtung ausgeklammert. Eine Beurteilung der Baupläne durch die Öffentlichkeit war deshalb gar nicht möglich. Ist der Verdacht von der Hand zu weisen, dass das vielleicht sogar beabsichtigt war?
Mit freundlichen Grüßen
Renate Decke-Cornill für die BI ‚Pro Unibad‘
Am 19. Oktober laden wir Presse- und Medienvertreter zu einer Pressekonferenz ins Gasthaus Goedeken in Horn ein. Wir informieren über den Stand der Dinge, fordern einen Kostenvergleich und Neubewertung aufgrund der aktuellen Zahlen. Berichte darüber erscheinen im WK, Stadtteilkurier, Weserreport, der TAZ, der Kreiszeitung und auf Sat.1 Regional.
Über unseren Netzauftritt richten wir einen Online-Protest gegen die Neubaupläne ein. Sie ist bis zum Januar 2018 von rund 900 Bremer Bürgern unterzeichnet worden. Frau Stahmann schickt jedem eine Erwiderung, in der sie die Sachlage aus ihrer Sicht darstellt (s.u.). Die zentralen Fragen, vor allem die nach den wesentlich höheren Kosten des Neubaus gegenüber der Sanierung von Unibad und Horner Bad berührt sie nicht.
Am 12. September 2017 beschließt der Senat die Umsetzung des Bäderkonzepts. Vernunftgründe und die Stimmung in der Bevölkerung halten die Koalition nicht von der Weiterverfolgung ihres Plans ab. Über das Unibad wird am 19. September in der Bürgerschaft debattiert. Anlass ist unsere Petition zum Erhalt des Unibades und ein CDU-Antrag zur Kostendarlegung. Die Redebeiträge der Oppositionsparteien enthalten triftige Argumente gegen den Neubau. Von den Vertretern der Koalition kommt dagegen nicht ein einziges, das wirklich für das Bäderkonzept spricht, sondern nur Hinweise auf die Beschlusslage und die knappe Zeit. Das untaugliche, von uns vielfach widerlegte Argument, dass die Universität das Unibad nach Aufgabe des Studiengangs Sport nicht mehr brauche, wird stattdessen noch einmal vorgetragen! Die Petition wird von der Koalitionsmehrheit abgelehnt, der CDU-Antrag in den Haushalts- und Finanzausschuss verwiesen, in dem allerdings die gleichen Mehrheitsverhältnisse wie in der Bürgerschaft herrschen. Es bleibt zu hoffen, dass dort endlich valide Zahlen vorgelegt werden.
Am 29. August veranstalten wir eine Öffentlichkeitsaktion vor dem Horner Bad unter dem Motto ‚Unibad sanieren heißt Horner Bad retten‘. Dabei wurde viele Male die ‚Moritat auf das Unibad‘ von Anja Sagehorn und Günter Höke vorgetragen. Wir finden allgemeinen Zuspruch.
Am 22. Juli erhalten wir von der Universität überraschend einen Bescheid über die Betriebskosten des Unibades, obwohl die ja eingestandenermaßen nicht bekannt sind. Mit den Zahlen aus dem Jahre 2015 ist allerdings inhaltlich nicht viel anzufangen.
Bürgerinitiative ‚Pro Unibad‘ wirbt bei Abgeordneten für Unibad-Erhalt
Die Bürgerinitiative ‚Pro Unibad‘ kritisierte in einem Schreiben an die sport- und finanzpolitischen Sprecher aller in der Bremischen Bürgerschaft vertretenen Parteien, dass mit Steuermitteln eine Vereinsschwimmhalle auf dem Gelände des Horner Bades als Ersatz für das Unibad ausgelobt wird, ohne dass abzusehen ist, zu welchen Zeiten und in welchem Umfang die neue Halle von der Bevölkerung genutzt werden kann. Die Halle, an deren Planungsprozess im Gegensatz zum Freibadteil die Bevölkerung nicht beteiligt wird, tauge schon allein aufgrund ihrer Größe in nicht als Ersatz für das Unibad. Aber selbst die Vereine könnten dort künftig keine großen Veranstaltungen mehr durchführen, so wie beispielsweise den Anfang Dezember durchgeführten internationalen Wettkampf mit mehr als 650 Teilnehmern beim 11. Winter-Meeting. Mit der Aufgabe des Unibades verspiele Bremen eine weitere Möglichkeit, an seine Sporttraditionen anzuknüpfen, warnten wir die Politiker in einem Brandbrief. ‚Pro Unibad‘ verweist darauf, dass sich nach der kürzlich erfolgten Erweiterung der Öffnungszeiten des Unibades sehr deutlich gezeigt habe, wie gut das Bad von der schwimmbegeisterten Bevölkerung angenommen wird. Mit der von den Bremer Bädern bezeichneten „Kombibad-Lösung“ in Horn würden sich dagegen die Bedingungen erheblich verschlechtern. „Schon heute ist klar erkennbar, dass die im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens zwischen dem Sportamt, Bremer Bädern, Beirat und Ortsamt Horn-Lehe getroffene Vereinbarung, dass das neue Horner Bad mindestens auf seine bisherige Besucherzahl (an Spitzentagen bis zu 4000 Besucher) ausgelegt werden soll, aufgrund der 50-prozentigen Wasserflächenverkleinerung des Freibadteils nicht eingehalten werden kann“ sagt der Sprecher der Initiative, Dr. David Koebel. Er und seine Mitstreiter sind davon überzeugt, dass das Bäderkonzept des Senats nicht nur im Hinblick auf gesundheitliche und soziale Aspekte, sondern auch fiskalisch betrachtet zu kurz greift. Auf 14 Seiten haben sie dargelegt, warum aus ihrer Sicht wesentliche Elemente des Unibades trotz des unbestreitbaren Sanierungsstaus durchaus weiter genutzt werden können, ohne dass dazu ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand betrieben werden muss. In ihrer Expertise kommt die Gruppe zu dem Ergebnis, dass mindestens sechs der von den Gutachtern ermittelten 18 Mio. Euro Sanierungsvolumen eingespart werden können. David Koebel bittet die von ihm angeschriebenen Politiker darum, sich ernsthaft und unvoreingenommen mit dem Gegenkonzept seiner Initiative zu befassen und unter Berücksichtigung der im Unibad zwischenzeitlich für 1,1 Mio. Euro kürzlich erledigten Instandhaltungsmaßnahmen wie der Erneuerung der Lüftungsanlage, der Reparatur des Daches oder der Filteranlage die darin aufgezeigte Möglichkeit einer kostengünstigen Sanierung zu prüfen. Er ist davon überzeugt, dass es möglich ist, einen Großteil der Wasserfläche der betroffenen Bäder Westbad, Unibad und Horner Bad langfristig für die Bevölkerung zu erhalten. Dafür sei nicht mehr als dieselbe Summe notwendig, die der Senat für sein Konzept auszugeben bereit ist. Das Unibad als funktional und architektonisch wertvolles Gebäude dürfe nicht voreilig zugunsten eines unschönen Zweckbaus abgerissen oder für eine andere Nutzung umgebaut werden, begründen Koebel und seine Mitstreiter ihren neuerlichen Vorstoß. Den Vorschlag von Uni-Kanzler Martin Mertens, anstelle des Unibades für rund 24 Mio Euro ein Zentrum für Großgeräte anzusiedeln, könne in diesem Zusammenhang doch wohl kein ernstgemeinter Beitrag sein.
Unser zweiter Versuch, die Fraktionen für die Bäderfrage zu interessieren, ist erfolgreicher. Wir führen Gespräche mit Vertretern von FDP, CDU, SPD, Grünen und AfD. Nur die Linken reagieren nicht. Mit unseren SPD-Gesprächspartnern Frau Rosenkötter und Herrn Kottisch erörtern wir noch einmal unsere Zahlen und unser Konzept. Gegen beides werden keine sachlichen Einwände vorgebracht. Frau Rosenkötter weist aber auf das Gewicht des Bürgerschaftsbeschlusses hin und betont auch seine Sicherungsfunktion für ein 50 m-Bad. Sie gibt ferner zu bedenken, dass eine Abkehr vom senatorischen Bäderkonzept nicht zugleich die Erhaltung des Unibades bedeute. Beide erkennen aber unsere fundierten Argumente an und empfehlen uns für ein Behördengespräch mit Staatsrat Fries, das am 2. Mai auch erfolgt. Die übrigen Gespräche mit den Fraktionsvertretern verlaufen ebenfalls konstruktiv. Wir können von der Stichhaltigkeit unserer Argumente überzeugen. Zu einer politischen Kehrtwende führt dies jedoch nicht. In der öffentlichen Behandlung unserer Petition am 20. Januar 2017 wird mitgeteilt, dass man das Bäderkonzept fortgeschrieben habe, dass es zu Mehrkosten komme, weil man keine Schwimmhalle nach dem Modell ‚Simply swimming‘, sondern eine ’normale Schwimmhalle‘ bauen wolle. Auch die Wettkampffähigkeit soll hergestellt werden, weshalb man einen breiten Beckenumlauf plane. Der reicht eigentlich für eine Ausweisung des Bades als Wettkampfstätte nicht aus. Man hoffe aber auf eine Sondergenehmigung. Die FDP bringt am 12. Februar einen Dringlichkeitsantrag betr. Umsetzung und Kosten des Bäderkonzepts ein. Ein Horner Bürger, der unsere Initiative unterstützt, beantragt unter Berufung auf das Bremische Informationsfreiheitsgesetz beim Sportamt Auskunft über die Kosten des Neu- und Umbaus in Horn. Ein ablehnender Bescheid veranlasst ihn, die Landesbeauftragte für Informationsfreiheit einzuschalten. Sie fordert das Sportamt auf, die gewünschte Auskunft zu erteilen. Am 22. März kommt der Bescheid, aus dem hervorgeht, dass nach der aktuellen Kostenrechnung der Neubau etwa 9,5 Mio. € teurer als im Bäderkonzept 2014 veranschlagt sein wird. Dies ist eine Kostensteigerung von knapp 65%! Das Kostenargument kehrt sich um. Gegen die Sanierung des Unibades kann der einzige 2014 vorgebrachte Grund nun nicht mehr vorgebracht werden. Es spricht nun alles für unsere Forderung. Eine zweite Anfrage an das Sportamt betrifft die Mehrkosten, die sich aus der nun doch geplanten Wettkampffähigkeit der Schwimmhalle ergeben. Auch für diese Anfrage musste der Horner Bürger die Landesbeauftragte bemühen, die wiederum sein Recht auf Auskunft bestätigte. Der Bescheid des Sportamts steht noch aus. Als am 31. März im WK berichtet wird, dass ein Runder Tisch die Wiedereinführung des Studiengangs Sport fordert, schreiben wir an die Beteiligten, u.a. den Landessportbund, den Zentralelternbeirat, die Deutsche Olympische Gesellschaft, das Gesundheitsamt, die Vereinigung der Kinder- und Jugendärzte. Wir informieren auch die Firmen des Technologieparks über die Folgen der Unibadschließung und bitten sie um Unterstützung unserer Bemühungen. Am 12. Mai erfahren wir, dass der Petitionsausschuss der Bürgerschaft eine Ablehnungsempfehlung für unsere Petition ausgesprochen hat. Die schriftliche Begründung ist derart oberflächlich und nachlässig, dass wir eine Stellungnahme dazu verfassen. Zusammen mit der aktuellen Kostenrechnung schicken wir sie an die Presse und sämtliche Abgeordnete der Bürgerschaft, die wir auffordern, der Ablehnungsempfehlung nicht zu folgen. Am 16. Mai haben wir einen Ortstermin mit ‚Buten und Binnen‘ im Horner Bad und können über die starke Kostensteigerung informieren. Dazu werden vor der Sitzung der Sportdeputation am selben Tag auch Marco Lübke (CDU), Peter Zenner (FDP) sowie Staatsrat Fries befragt. Die Sendung wird abends ausgestrahlt. In der Sitzung wird der FDP-Antrag behandelt und zur Ablehnung empfohlen. Im Haushalts- und Finanzausschuss, der dazu Stellung nehmen muss, wird aber am 9. Juni von der Linken und der CDU Aufklärungs- und Gesprächsbedarf angemeldet, so dass erst im August in der Sache weiterverhandelt werden kann. Am 18. Mai fordert die CDU-Fraktion in einem Antrag ebenfalls die Evaluation des Bäderkonzepts mit fundierten Zahlen. Am selben Abend verteidigen in der öffentlichen Sitzung des Beirats Horn Staatsrat Fries und Martina Baden von der Bädergesellschaft die Neubaupläne gegen kritische Einwände. Am 27. Mai verlangt die Bremer Architektenkammer eine Neubewertung der geplanten Unibadschließung, gegen die nicht nur die Kostensteigerung, sondern auch baukulturelle und ökologische Gründe sprechen. Schon am 22. März baten wir in einem Schreiben an den Kanzler der Universität um Angabe der jährlichen Betriebskosten des Unibades. Auch hier berufen wir uns auf das Bremische Informationsfreiheitsgesetz. Der Kanzler leitet die Anfrage an die Rechtsstelle weiter, die untaugliche Auskunft gibt und schließlich an die Senatorin für Sport verweist. Sie hat auf unser Schreiben vom 6. Juni bisher nicht geantwortet. Es sind inzwischen zahlreiche Artikel und Leserbriefe im WK zur Bäderfrage erschienen, so dass wir über mangelnde Beachtung nicht mehr klagen können.
Gesprächsaufnahme mit politischen Vertretern in der Bürgerschaft
Wir hatten die Gelegenheit, Ende September 2016 ein Gespräch mit Frau Ingelore Rosenkötter, Sprecherin für Sport und Menschen mit Beeinträchtigungen der SPD-Bürgerschaftsfraktion, und Herrn Andreas Kottisch, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD-Fraktion, zu führen und unser Gegenkonzept vorzustellen. Sie versprachen, dafür zu sorgen, dass unsere Zahlen sorgfältig geprüft würden. Bisher haben wir noch keine Rückmeldung erhalten. Kurz vor Weihnachten schickten wir an die Fraktionssprecher der Bremischen Bürgerschaft ein Schreiben, in dem wir noch einmal auf unsere Bedenken betr. Umsetzung des senatorischen Bäderkonzepts hinwiesen und um die Möglichkeit baten, unsere Vorstellungen in Gesprächen mit den Abgeordneten erörtern zu dürfen. Unsere Eingabe an den Petitionsausschuss der Bremischen Bürgerschaft, die wir im Sommer eingereicht haben und die von 770 Bürgern mitunterzeichnet wurde, wurde am Freitag, 20. Januar 2017 im Börsenhof öffentlich behandelt.
Der Standpunkt der Universitätsleitung
Noch im September wandten wir uns an den Rektor der Universität Bremen mit der Bitte um einen Gesprächstermin. Es erschien uns wichtig zu erfahren, ob er am Erhalt des Unibades interessiert ist und wie er über die Zukunft des Gebäudes denkt. Ein Gespräch mit dem Rektor wurde uns leider nicht ermöglicht. Wir erhielten einen Brief des Kanzlers, in dem er auf unsere Hauptfrage, wie die Universitätsleitung zu der organisatorischen Herauslösung des Bades aus ihrer Verantwortung stehe, nicht einging. Er wiederholte nur längst Bekanntes, dass die Unversität das Bad nicht mehr brauche und ja ein Ersatzbad in der Nähe gebaut würde. Man sei sich des architektonischen Wert bewusst, habe aber nicht die Mittel, die erforderlichen umfangreichen Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Es ist also klar, dass die Universitätsleitung sich für den Erhalt des Bades nicht engagieren will oder kann.
Resignation der Schwimmvereine, Wiedereröffnung des Unibades, Planungen für das Horner Freibad
Die Schwimmvereine, die uns zunächst mit Sympathie begegneten, akzeptieren die neue Schwimmhalle und nehmen die eingeschränkten Wettkampfbedingungen hin. Für die anderen Wassersportler wie Springer, Taucher, Kanuten und Unterwasserrugbyspieler werden, allerdings nur zum Teil, teure Ersatzeinrichtungen im Westbad geplant. Die Interessen der Familien, der Einzelschwimmer und der Nichtschwimmer spielen kaum eine Rolle. Auch für die Schulen ist das Unibad mit seiner idealen Lage und Anbindung nicht zu ersetzen. Völlig unbeachtet bleiben offenbar Stadtentwicklung und baukultureller Wert des Unibades im Zusammenhang des Sportensembles der Universität. So nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, dass offenbar bei den Beteiligten und Verantwortlichen keine Bereitschaft besteht, sich ernsthaft mit unserem Gegenkonzept zu beschäftigen und sich wenigstens die Mühe zu machen, uns zu widerlegen. Man bleibt bei dem von der rot-grünen Koalitionsregierung beschlossenen Bäderkonzept. Es gibt also – leider – für uns keinen Grund, unsere Bemühungen aufzugeben. Neben den Oppositionsfraktionen der Bürgerschaft, die sich im Wahlkampf 2015 für den Erhalt des Unibades aussprachen, bestätigen und ermutigen uns vielfältige Reaktionen aus der Bevölkerung. Anlässlich der Wiedereröffnung des Unibades am 8. August 2016 wurde in der Berichterstattung von ‚Buten und Binnen‘ sowie im ‚Weserkurier‘ die Empörung über den unverantwortlichen Umgang in Politik und Verwaltung mit Unibad und Horner Bad deutlich wiedergegeben. Es ist unakzeptabel, dass die nach jahrzehntelanger Verwahrlosung aufgelaufenen Reparaturkosten sogar hochgerechnet werden, um die Aufgabe des Unibades und die Verstümmelung des Horner Bades zu rechtfertigen.
Öffentliche Diskussionsveranstaltung
Am 1. Oktober 2015 erörterten wir in einer gut besuchten Diskussionsveranstaltung zusammen mit Vertretern des Schwimm- und Tauchsports, des allgemeinen Hochschulsports sowie Experten der architektonischen und Stadtentwicklungsaspekte unser Konzept, das auf breites Interesse stieß. Die von uns informierten Medien versäumten die Möglichkeit zur umfassenden Information. Wir hatten zu dem Abend die politisch Verantwortlichen eingeladen. Es kam der Bürgerschaftsabgeordnete Mustafa Öztürk von Bündnis 90/ Die Grünen. Aus dem kurze Zeit später geführten Gespräch zwischen Herrn Öztürk und Vertretern unserer Initiative resultierte jedoch kein Umdenken, weil die Koalitionsregierung nicht bereit ist, von ihrem beschlossenen Bäderkonzept abzurücken. Dabei sind dessen Berechnungen schon lange nicht mehr aufrechtzuerhalten. Das gilt zumal angesichts der Tatsache, dass gerade eine knappe Million Euro öffentliche Mittel zusätzlich für die unumgängliche Sanierung des Unibades ausgegeben wurde. Angesichts der desaströsen Haushaltslage des Landes Bremen erscheint uns diese Haltung verantwortungslos. Betroffen sind wir Steuerzahler, die ein viel zu teures, dabei qualitativ minderwertiges Bäderangebot finanzieren sollen, obwohl es Alternativen dazu gibt.
Eingabe des Bäderkonzeptes beim Landesrechnungshof
Dieses Konzept schickten wir im Dezember 2014 dem Senator, den Parteien, Fraktionen und Beiräten und stellten es in unserer Netzinformation der Öffentlichkeit vor. Wir übergaben es ferner dem Landesrechnungshof, dessen Aufgabe es ist, den sparsamen und am Gemeinwohl orientierten Umgang der Regierung mit öffentlichen Geldern durch Kontrolle zu gewährleisten. Wir hofften, dass er unsere Vorschläge unvoreingenommen prüfen würde. Dies hat der Rechnungshof jedoch nicht für nötig erachtet. Er gab die Eingabe vielmehr an die senatorische Behörde zur Stellungnahme weiter. Deren Erwiderung war nicht substantiell und wurde von uns entsprechend beantwortet (s. unsere Eingabe in der überarbeiteten Version). Eine weitere Befassung fand nicht statt. Ähnlich verlief unser Versuch, die Unterstützung des ‚Bundes der Steuerzahler‘ zu gewinnen. Für diese Entscheidungen sind uns überzeugende Sachgründe bis heute nicht entgegengehalten worden.
Erarbeitung eines eigenen Bäderkonzepts
Inzwischen war vom Senat das ‚Bäderkonzept 2014‘ für Unibad, Horner Bad und Westbad vorgestellt worden, das für einen Gesamtaufwand von rd. 26 Mio. € eine Komprimierung auf zwei Bäderstandorte vorsieht. Neben erheblichen Funktions- und architektonischen Einbußen wird dabei auch ein Wasserflächenverlust von fast 30 % in Kauf genommen. Wir erarbeiteten daraufhin ein eigenes Bäderkonzept, mit dem für eine Gesamtsumme, die unter der des Senats bleibt, die gesamte Wasserfläche der betroffenen Bäder, vor allem aber das Unibad mit seinen drei Becken, der Sprunggrube, der Zuschauertribüne und guten Verkehrsanbindung erhalten werden könnte.
Aufahme unserer Arbeit im Sommer 2014 – Prüfung der offiziellen Gutachten
Es galt, zunächst das Gutachten, das für die Renovierung des Unibades 18 Mio. € veranschlagte, zu prüfen. Es zeigte sich, dass es zahlreiche unnötige Reparaturen aufführte, woraus sich ergab, dass das Bad für 10 bis 11 Mio. € instandgesetzt und energetisch saniert werden könnte. Diese Summe stand für den Zweck schon bereit. Wir baten die Universität – der Rektor ist Hausherr des Unibades – um die Erlaubnis zu einer Begehung. Diese Bitte wurde an die senatorische Behörde weitergeben. Wir wurden trotz dreimaliger Nachfrage über den Baudezernenten der Universität dreimal vertröstet. Dabei ist es bis heute geblieben. Wir wissen nicht, warum die Behörde die Gelegenheit, ihre Entscheidungsgrundlage offenzulegen, nicht wahrgenommen hat. Eine Begehung hätte ja dazu beitragen können, die Kritiker von der Richtigkeit ihrer Entscheidung zu überzeugen.