Nina Runge, Trainerin und aktive Sportlerin beim SV 1910, veröffentlichte im Februar einen Leserbrief im Weser-Kurier, der dort stark gekürzt erschien. Hier in voller Länge:
Unfassbar unfähig
Ich bin fassungslos wie die Bremer Politik mit der drohenden Schließung des Unibades umgeht! Ist sie es doch gewesen die vor einigen Jahren der Meinung war, dieses Bad sei nicht renovierungswürdig und damit nutzungswürdig. Und schon damals war es ein großer Schlag ins Gesicht der Vereine und des Bremer Leistungssport Schwimmen!
Da wurde uns für viele Millionen ein neues, modernes, wettkampftaugliches Schwimmbad versprochen mit ausreichend Trainingsmöglichkeiten warum es nicht nötig war die „gute alte Uni“ neu in Stand zu setzen!Das Unibad bot viele Möglichkeiten der Nutzung… und dies wurde viele Jahre auch sehr erfolgreich genutzt: nationale wie internationale Schwimmwettkämpfe, gute Trainingsmöglichkeiten für Leistungsschwimmsport, Breitensport, Wasserball, Schwimmausbildung, Tauchen, Kanu fahren, Triathlon, etc sogar ganz früher Turmspringen… alles war möglich.
Das neue millionenschwere Horner Bad: gleich beim ersten Wettkampf: Abbruch weil die Trennwand nicht gehalten hat…das tut sie bis heute nicht.. das Bad ist nur bedingt wettkampftauglich. Bitter für Bremens Wettkampfsport und peinlich obendrein!
Und nun wird es noch bitterer… ohne Unibad fehlen vielen Vereinen die Trainingsmöglichkeiten… Wasserzeiten sind rar, die „ konkreten Planungen für alternative Lösungen“ des Senats zum Lachen wenn es nicht so traurig wäre und man Sorge trägt es wird tatsächlich so umgesetzt!
Bäderschließungen von 8.00-16.00 Uhr für Schulsport? Und dann ? Ab 16.00 Uhr Vereine und Öffentlichkeit? Wer auf den öffentlichen Sportbahnen schwimmt zur Zeit der weiß wie voll es dort ist. Auf der anderen Seite die Vereine… als Masters-Wettkampfschwimmerin und langjährige Trainerin weiß ich wovon ich rede. Ich kenne die Horner Sportbahnen und die Vereine mit Ausbildung und Leisungssport. Erfolgreich schwimmen geht nicht mit ein bisschen mal trainieren… und nicht ohne 50m Bahn!
Die Bremer Politik die sich bis heute damit rühmt dass ein Florian Wellbrock aus Bremen kommt ( … und damals aus Bremen wegging weil dort schon die Möglichkeiten fehlten um an die Spitze zu kommen) gibt den Bremer Vereinen/ dem Leisungssport mit der Schließung den Todesstoß!
Unterstützung und Wertschätzung der vielen motivierten jungen ( und auch älteren) schwimmbegeisterten Menschen geht anders! Abgesehen davon, dass die Vereine im sozialen Bereich Großes leisten ( ist doch oft in der Politik sorgenvoll die Rede von unserer Jungend die motorisch und sozial immer mehr Defizite aufweist)! Und Sport ist nicht nur Bewegung… Sport im Verein heißt lernen miteinander umzugehen ,lernen Ziele zu verfolgen, lernen zu verlieren ebenso wie gewinnen, sich mit Enttäuschungen auseinanderzusetzen und durch Erfolge das Selbstbewusstsein zu stärken.
Viele ehrenamtliche, engagierte Menschen sind täglich mit Spaß und Freude im Becken und am Beckenrand, in Vorstands und Vereinsarbeit und in der Jugendarbeit in Aktion… in den Vereinen für die Kinder und Jugendlichen!
Die Bäderalternativen sind mau, das Westbad als echte Alternative zu nennen für Trainingsbetrieb… eher lächerlich. Das Südbad: früher viel genutzt für Training und Wettkämpfe, sogar die 2.Bundesliga der DMS sind wir damals dort geschwommen! Nun ist es nur noch ein Spaßbad, als Ausbildungsbad noch nutzbar, für Leistungssport nicht.
Ach ja… es wird ja erwogen dass die Vereine die Bäder im Bremer Umland nutzen können…sehr klimafreundlich wenn dann alle mit Autos ins Umland fahren.. die Selbstständigkeit der Kids bleibt auch in Frage gestellt.. ist hoffentlich kein ernsthafter Gedanke…
Ich bin erschüttert, traurig und wütend wie der Senat mit Schwimm-Sportlern in Bremen umgeht..leider ist er bei diesem Thema auf beiden Ohren taub und auf beiden Augen blind.
Und alle Vereine und Wassersportler müssen hilflos und machtlos mit ansehen wie die Bremer Politik ins schwimmen kommt und sprichwörtlich das Wasser ablässt!
Mit sportlichen Grüßen
Nina Runge