Der Weser-Kurier berichtete am 20. Oktober über die schwierige Situation der Schwimmvereine in Bremen, die sehr auf die Schwimmflächen des Unibades angewiesen sind:
„Der Waller SV „Weser“ hat eine lange Durststrecke hinter sich: Über sechs Monate durften die Schwimmvereine nicht öffnen. Mit dem Westbad-Neubau kommt ab Mitte 2022 die nächste schwierige Phase. Das Westbad wird voraussichtlich ab Mitte 2022 abgerissen und bekommt anschließend einen Neubau. Bremens Schwimmvereine haben schwierige Zeiten hinter sich. Mehr als ein halbes Jahr mussten sie wegen Corona pausieren und konnten in dieser Zeit unter anderem auch keine neuen Schwimmanfänger aufnehmen. Mitgliederverluste um die 30 Prozent waren die Folge, wie kürzlich Landesschwimmverband-Präsident Stephan Oldag dem Fachausschuss Kultur, Sport und Migration des Waller Beirats schilderte. Betroffen ist auch der Waller Traditionsverein S.V. „Weser“ Bremen von 1885 beim Westbad. „Wir fühlen uns wie ein angeschlagener Boxer und fragen uns: Wie viele Schläge noch bis zum K.O.?“, sagt dessen Vorsitzender Kai Melzer. Vom ersten Lockdown habe der Verein sich noch gut erholen können: „Doch dann kam der nächste Lockdown, der bis zum Mai alles zum Erliegen gebracht hat.“ Mehr als 80 Mitglieder habe der Verein unterm Strich verloren, so Melzer: „Anfang des Jahres sind wir unter die 300-Mitglieder-Marke gerutscht.“ Immerhin: Seit Juni darf wieder geschwommen werden; beim SV Weser stehen aktuell mehr als 130 Kinder auf Wartelisten für Schwimmkurse. Kürzlich wurden beim Landesschwimmverband die Wasserflächen neu verteilt. Eine ziemliche Prozedur, wie Oldag sagt: „Denn die Vereine arbeiten mit ehrenamtlichen Übungsleitern, die nicht jederzeit zur Verfügung stehen.“ Da Bremens Schwimmvereine bis auf einen keine eigenen Bäder haben, sind sie auf die Wasserflächen der Bremer Bädergesellschaft angewiesen. Der SV Weser kann aktuell mittwochs und freitags jeweils von 16.30 bis 21 Uhr das Westbad nutzen, worüber Melzer sehr froh ist. „Wir haben extrem darum ringen müssen, dass der SV Weser dort an zwei Nachmittagen Schwimmausbildung machen kann“, sagt Oldag: „Das ist nicht schön, denn wir haben mit dem Verein einen ganz wichtigen Akteur, wenn es darum geht, Kindern im Bremer Westen das Schwimmen beizubringen.“ Der bevorstehende Westbad-Neubau bereitet Oldag gemischte Gefühle. Denn wenn das Bad voraussichtlich ab Mitte nächsten Jahres abgerissen wird, muss der SV Weser für mindestens drei Jahre ins Unibad ausweichen. Kilometermäßig sei das zwar gar nicht so weit, so der Landesschwimmverband-Präsident: „Es ist aber für viele Kinder trotzdem schwierig, dorthin zu kommen.“ Melzer bestätigt: Einerseits hätten nicht alle Eltern in Walle und Gröpelingen Autos, mit denen sie ihre Kinder nach Lehe bringen könnten. Andererseits sei auch die Anbindung in Richtung Universität über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht so gut wie etwa von Schwachhausen aus mit der Straßenbahnlinie 6. „Ein Shuttle-Bus wäre deshalb ein ganz großer Wunsch von uns!“ Denn als im Juni der Vereinsbetrieb zunächst im Unibad wieder angelaufen war, sei dorthin nur etwa die Hälfte der Kinder mitgekommen.„Wir müssen das Westbad für mindestens drei Jahre verlassen und die Trainingszeiten ins Unibad rüberschieben“, so Melzer. Zeitgleich werden Vereine aus Bremen-Nord ins Unibad ausweichen, da auch im Vegesacker Bad eine Baumaßnahme ansteht. Das heiße vor allem: „Daumen drücken, dass das Unibad hält. Das wäre ansonsten der Supergau, weil das Horner Bad das nicht aufnehmen könnte. Wenn wir das Kursbecken dort nicht nutzen dürften, dann hätten wir gar kein Bad mehr, in dem man Schwimmausbildung machen kann. Das würde uns den Boden unter den Füßen wegreißen.“ „Das Kursbecken im Horner Bad wird den Vereinen nicht zur Verfügung stehen, weil die Politik es versäumt hat, das zur Auflage zu machen“, merkt dazu Oldag an. Bereits heute werde dem Verband signalisiert, dass die Vereine nicht ins Horner Bad hineinkommen werden.Beim SV Weser sorgt noch etwas anderes für Unverständnis: Bei den Bremer Bädern wird offenbar mit dem Gedanken gespielt, während der Bauphase das – von Abriss und Neubau nicht betroffene – Freibad nicht zu öffnen. „Unsere Mitglieder würden sich freuen, wenn sie – und auch die Öffentlichkeit – wenigstens von Juni bis August im Freibad schwimmen könnten“, so Melzer. Dies sei seiner Ansicht nach ohne Weiteres möglich, da man auch vom Vereinsheim aus aufs Freibadgelände gelange.Dies sollte man besprechen, finden auch die Waller Beiratspolitiker. Die Kommunikation zwischen Bädergesellschaft und Verein läuft derzeit aber offenbar alles andere als rund. Informationen zur abschließenden Planung für den Westbad-Neubau habe sein Verein letztendlich über die Presse bekommen, so Melzer: „Vor Corona waren wir eng in die Planungen eingebunden – kennen aber jetzt die Pläne nicht. Da sind wir schon ein bisschen enttäuscht.“